Beispiel einer Gießere für komplexe Gefährdungsbeurteilungen

Was bringt eine KI bei der Erstellung komplexer Gefährdungsbeurteilungen?

Gefährdungsbeurteilungen sind das zentrale Element des betrieblichen Arbeitsschutzes. Insbesondere bei komplexen Arbeitsmitteln und Anlagen ist es von großer Bedeutung, umfassende, normenkonforme und praxisgerechte Gefährdungsbeurteilungen zu erstellen. Hier kann KI helfen. Richtig eingesetzt, bringt künstliche Intelligenz bei der Erstellung von Gefährdungsbeurteilungen Vorteile. Aber es gibt auch Risiken. Sie liegen in einer mangelhaften Programmierung und in falscher Anwendung.

Herausforderungen bei Gefährdungsbeurteilungen komplexer Arbeitsmittel und Anlagen

Die Erstellung von komplexen Gefährdungsbeurteilungen ist alles andere als einfach. Die Vielzahl und die Wechselwirkungen der Gefährdungen – seien sie mechanisch, elektrisch, thermisch oder chemisch – erfordert Fachwissen und Präzision. Zudem sind rechtliche und normative Vorgaben zu beachten, wie die EU-Richtlinie 2006/42/EG, Verordnungen wie BetrSichV, die GefahrStoffV, Normen wie DIN VDE 0105-100, oder technische Regeln wie die TRGS 900 oder die TRBS 1115. Eine systematische, nachvollziehbare und dokumentierte Bewertung aller Risiken und Schutzmaßnahmen ist unerlässlich. Der hohe Zeit- und Personalaufwand, insbesondere bei Bestandsanlagen oder häufige Änderungen, stellen eine weitere Herausforderung dar und sind vielleicht auch ein Grund dafür, dass viele Gefährdungsbeurteilungen veraltet sind oder die Hälfte der Unternehmen gar keine haben.

Die Lösung: KI

Wie kann eine trainierte KI bei der Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung unterstützen?

Automatisierte Analyse und Strukturierung

Für jede Anlage oder auch für jedes komplexe Arbeitsmittel liegen technische Dokumentationen vor (und falls nicht, sollten Sie hier aufhören zu lesen und erst einmal die Dokumentationen besorgen). Zu diesen technischen Dokumentationen zählen für mich auch Prüf- und Wartungsprotokolle oder Checklisten. Wichtig ist, dass aus diesen Daten nicht nur etwa der Maschinentyp und die Betriebsparameter hervorgehen, sondern auch der Aufstellort bzw. die Einsatzbedingungen. Eine zweite entscheidende Datenquelle sind die verschiedenen Regelwerke, also Technische Regeln, Normen, aber genauso DGUV-Informationen oder VDI-und VDS-Richtlinien . Eine trainierte KI kann aufgrund dieser Daten typische Gefährdungen anhand von Maschinentyp, Einsatzbedingungen und Betriebsdaten erkennen und sie den entsprechenden Prüfpunkten zuordnen.

Normenkonformität und Aktualität

Gesetzliche und normative Vorgaben ändern sich. Zum Beispiel wird die Technische Regel für Gefahrstoffe (TRGS) 900 (das ist die TRGS, die die Arbeitsplatzgrenzwerte vorgibt) durchschnittlich zweimal pro Jahr geändert. Es besteht die Möglichkeit, die Aktualität der Vorgaben der jeweiligen Gefährdungsbeurteilung automatisiert prüfen zu lassen. Die KI weist dann auf Änderungen oder Lücken hin und kann die Einhaltung von Schutzmaßnahmen systematisch abgleichen. Entscheidend für das Ergebnis ist aber auch hier, zuverlässige Datenquellen zu verwenden.

Risikobewertung und Maßnahmenvorschläge

Die Bewertung von Gefährdungen und die Ableitung von Schutzmaßnahmen sind wesentliche Elemente einer jeden Gefährdungsbeurteilung. Eine KI kann geeignete Schutzmaßnahmen vorschlagen und deren Wirksamkeit bewerten. Voraussetzung ist eine KI, die nicht nur auf die schon oben erwähnten Datenquellen zurückgreifen kann, sondern die auch mit Risikomatrizen, Schemata der Risikobewertung und weiteren ähnlichen Daten trainiert wurde. Dabei muss klar sein, dass die KI nur Vorschläge macht. Die Gefährdungen tatsächlich bewerten und Schutzmaßnahmen zuordnen bzw. auswählen, das muss der Arbeitgeber bzw. die von ihm mit dieser Aufgabe betraute Fachkraft machen.

Dokumentation und Nachvollziehbarkeit

Eine KI für Gefährdungsbeurteilungen kann immer nur „halbautomatisch“ sein. Wurden die Gefährdungen bewertet und die Schutzmaßnahmen ausgewählt, kann die KI strukturierte Berichte nach den jeweiligen firmeninternen Vorgaben erstellen und selbstverständlich die Gefährdungsbeurteilung selbst dokumentieren. Dadurch wird eine konsistente und revisionssichere Dokumentation ermöglicht, die die Vorbereitung auf behördliche Prüfungen und Audits erleichtert.

Als weiterer Schritt ist auch möglich, bestimmte Schutzmaßnahmen umsetzen zu lassen. Ist zum Beispiel eine Schutzmaßnahme eine Unterweisung, kann eine Programmierung abgleichen, ob die Beschäftigten in diesem Thema unterwiesen wurden und sie ggf. zu einer Unterweisung einzuladen oder – wenn ein web-based learning reicht – eine Link für eine elektronische Unterweisung zusenden. Voraussetzung sind auch hier entsprechend vernetzte Datenbanken und überhaupt eine digitalisierte Übersicht über die notwendigen und die bereits durchgeführten Unterweisungen.

Fazit

Die Implementierung einer trainierten KI für die Erstellung komplexer Gefährdungsbeurteilungen für Arbeitsmittel und Anlagen bringt zahlreiche Vorteile:

  • Schnelligkeit und Effizienz durch Automatisierung
  • Erhöhung der Rechtssicherheit durch normenkonforme, lückenlose Dokumentation
  • Qualitätssteigerung durch systematische Risikobewertung und Maßnahmenplanung
  • Entlastung der Fachkräfte von Routinetätigkeiten und Unterstützung bei der Informationsflut
  • In komplexen, dynamischen Arbeitsumgebungen ist eine KI somit ein unschätzbares Werkzeug, um den Arbeitsschutz effizient und nachhaltig zu gestalten.

Zusätzlich verbessert die KI die Zusammenarbeit und Kommunikation innerhalb der Organisation. Sie stellt zentrale, leicht zugängliche Informationen über Gefährdungen und Schutzmaßnahmen bereit, was das Bewusstsein für Arbeitssicherheit schärft und das Risiko von Missverständnissen und Fehlern verringert. Die kontinuierliche Verbesserung der Gefährdungsbeurteilungen durch maschinelles Lernen sorgt dafür, dass die KI aus jeder Analyse lernt und ihre Empfehlungen anpasst. Dies fördert die Identifizierung und Entwicklung von Best Practices, die langfristig die Qualität der Arbeitsschutzmaßnahmen optimieren. Agilität ist ein weiterer Schlüsselvorteil, den eine KI in den Arbeitsalltag bringt. Unternehmen können flexibel auf neue gesetzliche Vorgaben oder technologische Entwicklungen reagieren. Diese Anpassungsfähigkeit ist in einer sich ständig verändernden Arbeitswelt von unschätzbarem Wert. So sind Unternehmen besser aufgestellt und zukunftssicherer, weil sie proaktiv Risiken erkennen und minimieren können.

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